Oft wohnt einer Tragik im Leben auch eine komödiantische Seite inne.

Wenn ein Mensch durch eine destruktive und irreversible Krankheit seine Orientierung und kognitive Fähigkeiten verliert,
dann ist das tragisch, ja, es ist grausam.

Und kein Forschender, kein Pflegender, kein Betreuender oder gar Angehöriger weiß wirklich
wie es dem Betroffenen dabei geht.

Für das Theater aus der Truhe ist es ein Trost, hier ein wenig Licht spenden zu dürfen,
nur mal ein Lächeln zu sehen, eine Schimpfkanonade zu durchbrechen, nur mal ein Zwinkern oder Strahlen auszulösen,
das vorher nicht zu sehen war ... das ist ein Geschenk.
Solche Momente sind pure Gänsehaut ... die Kraftquelle manchen Tages.

Natürlich - für eine reisende Schauspieltruppe spielt die Komödie immer eine große Rolle.

So soll hier jene Seite des Lebens zum Ausdruck kommen,
die uns im Zusammensein mit demenzkranken Menschen auch schmunzeln lässt, 
ähnlich dem "Kindermund":

Essen im Januar 2016
Ich war seit drei Jahren nicht mehr in dieser Einrichtung, als nach einem Auftritt eine Dame meint, ich wär ja wohl schon mal hier gewesen.
Manchmal ist man verblüfft, solche Erinnerung ist ungewöhnlich.
Sie bestätigt mir auf meine Nachfrage sogar, dass ich das gleiche Stück wie eben jetzt gespielt habe.
Respektvoll meine ich, dass das eine erstaunliche Leistung sei.
Da neigt sich ein Pfleger zu mir heran und raunt:
"Ja, erst recht, wenn man bedenkt, dass dieses Dame erst seit 3 Monaten bei uns im Haus ist ..."

Castrop-Rauxel im Juli 2014
Oft gehe ich mit den Figuren noch einmal durch die Reihen, damit die Bewohner die Figuren näher sehen und sogar ertasten können.
Da das Publikum zumeist weiblich ist, geht dann oft der König durch die Runde, und der ist ein großer Charmeur.
Er flirtet, tanzt, kniet gar nieder und verteilt Handküsse.
Natürlich verweise ich auf seine blauen Augen, und rate den Damen, sich keine falschen Hoffnungen zu machen
oder gar ihr Herz zu verschenken.
Schließlich gehöre auch dieser König zum fahrenden Volk und sei halt auch morgen wieder weg.
Als er auf der Hand einer Dame auf die Knie fällt, blinzelt sie mich mit feuchten Augen an, strahlt und bemerkt:
"Sie sind ein Schelm!"
Erwischt.

 Eine (schon etwas verwirrte Bewohnerin sang einmal beim Steigerlied: "... und er hat sein helles Licht bei der Nacht schon ausgedünnt" Wie treffend...


Eine weitere lustige Seite
zeigt sich immer wieder bei den Reaktionen der verschiedensten  Menschen, die zum ersten Mal staunend das Konstrukt des Bühnenwagens sehen, und verwundert fragen, was das denn sei:

Also, der "Leierkasten" ist ja noch recht naheliegend und sogar artverwandt - quasi dicht dran.
Ähnlich stehts mit dem "Klavier" - Musik wird hier auch gemacht und zumindest stimmen Format und Gewicht.
Dagegen wirken die "Musikbox" oder "Disco" etwas unter dem Niveau platziert.
"Totenwagen" und "Sarg" sind auch noch nachvollziehbar - immerhin rollt da ne Eichenkiste auf einer Lafette - und ein bischen Gold ist auch dabei ... Das gilt vor allem dort, wo die Bühne im Transportzustand wahrgenommen wird.
Dass man den Akteur allerdings auch schon für den "Fahrstuhlmonteur" oder "Matratzenlieferanten" wahrgenommen hat, spricht schon für die Kreativität der Äußernden.
Der bislang ungeschlagene Favorit ist aber "jetzt kommt die Bundeslade"